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Inhalt
Jetzt!, sagte der Fuchs zu der Hühnergesellschaft, die ihn neugierig beäugte,
jetzt ist offenbar, daß ich das friedlichste Geschöpf unter den friedliebenden
Tieren der Erde bin. Was ich, von allen verkannt, im Schilde führe, ist doch nur
das beste für das hühnerische Federvieh.
Gesetzt, die Corrida del Toro, der Kampf mit dem Stier, wäre ein komprimiertes
Abbild des Kampfes der Existenz, der Stier der Mensch, die Arena die Kugel der
Welt, die Kämpfer die Herren des Schicksals, die gaffende Menge die Höllenbrut,
die es sich gelegen sein läßt aus jenseitigen Gefilden dem Schauspiel beizuwohnen,
sich trotz der scheinbaren Unbeteiligtheit schwerste Schuld auf die Schultern lädt.
Wenn der Stierkampf also, vom Augenblick an, wo der Stier den Zwinger verläßt und
in die Arena stürmt bis hin zum Hinausschleifen des Stierkadavers das Dasein des
Menschen darstellt - ich frage: Was ist dann der Mensch?
Stompani war einer von jenen, die sich der Wissenschaft verschrieben hatten, äh,
spuck aus, der Mathematik. Es wirbelte in seinem Gehirnkasten nur so von Formeln.
Vielleicht noch nicht glatt und sauber geschliffen, wie es sich gehörte, jedoch,
was nicht war, konnte werden. Die Herren Professoren würden ihm den Stumpfsinn
ihrer Thesen schon so einimpfen, daß er glauben würde, es bedeute die größte
Wohltat, allein der Gaukelei, dem süßen Absurden der Mathematik in Reinheit sich
hinzuopfern, nicht mehr zu fühlen, nur zu sinnen, aus dem Chaos der Möglichkeiten
diejenige zu finden, die ein gewisses Verlangtes leistet, damit zu operieren, zu
verwandeln und zu spielen.
Die Nacht war tief verhangen und ich erwachte. Durch die Scheiben glitzerte der
Mond, die Schatten huschten vorüber. Da, meine Hand, bewegte sich, schien zu
leben, aber in anderer Weise als sonst. Sie vibrierte, pulste und da, langsam
formte sich aus Urschleim, so schien es, ein eigentümliches Gebilde.
Das war mal eine informative Fernseh-Reportage. Überschrift: "Das Jahrhundert der
Roboter" mit der Beigabe: "Künstliche Intelligenz - mehr als ein (Alb)-Traum."
Der obige Ausruf bezog sich dabei auf einen Komputerianer, der als blecherne
Zukunftsvision durch das Fernsehstudio stapfte.
Mein lieber Schnipp-Schnapp, du fragst mich allen Ernstes, welchen Berufsweg du
nach erreichter Mündigkeit nun einschlagen sollst. Da wollen wir doch einmal
sehen, was du so für Fähigkeiten besitzt, die du in diese Unternehmung
einzubringen vermagst. Also mit dem logischen Denken ist es wohl nicht weit her
bei dir. Schließlich bist du über die dritte Klasse Sonderschule nicht
hinausgekommen. Früher sagte man ja Hilfsschule oder auch Dofenschule - na du
weißt selbst, daß du kein besonderes Licht in der Schule warst.
- Der Kennedy-Mörder bricht nach 37 Jahren sein Schweigen
1943. Berlin wurde bombardiert. Da man Kinder als höchstes Volksgut befand, wurde
ich, zusammen mit meiner Großmutter, evakuiert. Nach Ostpreußen, in die Nähe von
Osterode, Allenstein. Als wir berliner Kinder dort mit unserer Lehrerin ankamen,
bekam der Dorflehrer sofort die Grippe und mußte seine Krankheit mit einer Schar
Ostpreußenkindern beim Blaubeerensuchen auskurieren.
Er saß auf dem Balkon in seinem Sessel, starr, unbewegt, geisterhaft. Er trug
einen grauen Hut auf dem Kopf, das war das einzig Markante an ihm. Die junge Frau,
die täglich mit der Hamburger Hoch-Bahn am Haus mit dem Balkon vorüberfuhr, dachte
zunächst, es handele sich um eine Schaufensterpuppe. Doch das war nicht der Fall.
Denn ab und zu bewegte sich der alte Herr, zwar nur in kaum sichtbarer Weise, aber
er bewegte sich. Er war also lebendig.
Datum letzter Änderung: 11.02.2008
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